Es gibt Baustellen, die bleiben einfach im Gedächtnis. Eine davon führte mich einst in ein großes Kraftwerk nahe Köln. Der Auftrag klang simpel: ein kleines Hydraulikaggregat prüfen und eventuell vorsorglich einige Teile austauschen. Ein schneller Job, dachte ich. Doch was mich erwartete, war alles andere als „mal eben schnell“.
Der Tag begann wie üblich: morgens Ersatzteile im Servicecenter abholen, dann ab auf die Autobahn Richtung Köln. Gegen
Mittag war ich in der Instandhaltungsabteilung des Kraftwerks – bereit, loszulegen. Doch mein Elan wurde jäh gebremst. Der Instandhaltungsleiter empfing mich mit einem herzlichen, kölschen
Dialekt und der Bemerkung:
„Stopp, wir legen hier größten Wert auf Sicherheit. Sie benötigen zuerst eine Sicherheitsunterweisung.“
Das klang nach einem Auftakt im Millowitsch-Theater, und ich konnte mir ein innerliches Schmunzeln nicht verkneifen. Zwei Stunden später war die Unterweisung beendet – gerade rechtzeitig zum … Feierabend der Abteilung. Arbeiten? Nicht mehr möglich. Stattdessen hieß es: Hotel suchen und am nächsten Morgen wiederkommen.
Wenn Ersatzteile nicht passen und Pläne sich ändern
Tag zwei begann vielversprechend – endlich durfte ich das Aggregat sehen. Doch der erste Blick ließ meinen Puls steigen: Die mitgegebenen Ersatzteile passten fast alle nicht. Ein Anruf im Servicecenter und die Zusage, dass die richtigen Teile am nächsten Tag per Nachtversand eintreffen würden, brachten nur mäßige Erleichterung. Der Nachmittag war geprägt von Alarmen bei jeder Kranbewegung und strikter Helmpflicht.
Am dritten Tag bekam ich Unterstützung von Stefan (Name geändert), ein junger Mann, frisch ausgelernt und voller Elan, wurde
mir als Hilfskraft – oder wie ich es nenne, als „Werkzeugkellner“ – beigestellt. Stefan war in freudiger Erwartung auf seinen Festanstellungsvertrag im Kraftwerk. Mit ihm sollte alles schneller
gehen. Dann trafen auch die Teile ein, und wir konnten endlich „Gas geben“. Doch kaum war das Aggregat getestet und
einsatzbereit, kam die nächste Überraschung: Der Instandhaltungsleiter fragte, ob das Aggregat vor Ort schon montiert sei.
„Montiert? Mein Auftrag war die Prüfung und Wartung!“
Die Missverständnisse zwischen Auftraggeber und -nehmer häuften sich. Also versprach ich, die Montage am nächsten Tag abzuschließen.
Von Funkenflug und „kreativen“ Sicherheitskonzepten
Am vierten Tag transportierten Stefan und ich das Aggregat an seinen neuen Standort – zehn Meter Luftlinie vom ursprünglichen Platz entfernt. Das bedeutete, die Leitungen komplett neu zu verlegen. Doch die Arbeit im Keller gestaltete sich schwierig: Funkenflug von oben, verursacht durch eine Truppe mit Schneidbrennern, machte das Arbeiten zur Herausforderung.
Als ich den Instandhaltungsleiter informierte, kam die alles entscheidende Frage:
„Können Sie nicht kurz messen, wenn gerade keine Funken fliegen?“
Sicherheit war plötzlich relativ, wenn Verzögerungen drohten. Also nutzten wir jede Brennpause, um im Keller so schnell wie möglich zu messen und vor dem nächsten Funkenregen wieder an die
Oberfläche zu kommen.
Das Ende eines besonderen Einsatzes
Am Sonntagmittag war es geschafft: Das Aggregat war montiert, die Leitungen verlegt. Doch dieser Auftrag war alles andere als „mal eben schnell“. Er bot Einblicke in humorvolle Dialekte, kreative „Sicherheitslösungen“ und eine gute Portion Improvisation.
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