Der kleine innovative Hydrauliker (Teil 9) – Meine Monteure, Auszubildenden und ich

 

In diesem Blogbeitrag möchte ich euch einen kleinen Einblick in die Ausbildung meiner ehemaligen Firma Schul-Hydraulik GmbH, die Erfahrungen und Herausforderungen, die meine Azubis und ich in unserer Werkstatt geteilt haben, geben. Wir hatten das Glück, im Büro sowie in der Werkstatt Nachwuchs auszubilden. Während die einen den Beruf der Bürokauffrau oder des Bürokaufmanns erlernten, entschieden sich die anderen für die Werkbank und machten eine Ausbildung zum Mechatroniker bzw. zur Mechatronikerin. Wir konnten fünf Azubis erfolgreich zu ihrem Abschluss führen – eine Leistung, die mich stolz macht.

 

Die Werkstatt war das Herzstück unserer Arbeit. Es gab immer etwas zu tun, sei es das Reparieren von Zylindern oder die Konfektionierung von Hydraulikschläuchen. Wir hatten einen kleinen Verkaufsraum mit Theke (s. Vorschaubild), die das Büro und die Werkstatt von selbigem, trennte. Immer wieder kamen Mitarbeiter von benachbarten Bauhöfen oder auch Firmen mit defekten Schlauch- und/oder Rohrleitungen sowie anderen hydraulischen oder pneumatischen Herausforderungen. Dank eines gut sortierten Lagers konnten wir meist eine schnelle und praktikable Lösung anbieten.

 

An einem jener Tage stand ich mit einem unserer Azubis wieder in der Werkstatt. Wir hatten einen Hydraulikzylinder im Schraubstock fixiert (der hydraulische Schraubstock – eine unserer Innovationen, die ich im Blogbeitrag vom 29.09.2024 ausführlich beschrieben habe). Der Zylinderkopf war so fest eingeschraubt, dass wir ihn zunächst mit einem 90-mm-Einmaulschlüssel lösen wollten. Doch der Kopf bewegte sich keinen Millimeter.

 

Also griff ich zur klassischen Methode: eine Verlängerung! Erst ein 1,2 Meter langes Rohr, dann auf 2 Meter verlängert, und schließlich mit 3 Metern Gesamtlänge für maximalen Hebelarm. Doch auch da tat sich nichts. Als ich mich schließlich mit voller Wucht auf das Rohr warf, machte es „Knacks, Bardauz und Wumm“ und ich flog, samt Rohrverlängerungen und halbem Einmaulschlüssel, um.

 

Mein Azubi stand vis-à-vis auf der anderen Seite des Schraubstocks. Einen Moment lang sah ich nur seine dicken Backen, und dann brüllte er vor Lachen los. „Chef, das musst du nochmal machen! Ich will das fotografieren, das sah genial aus!“ Zum Glück hatte ich mir nichts getan – aber der Zylinderkopf war endlich gelöst. Doch was wir dann entdeckten, überraschte uns: Der Einmaulschlüssel war tatsächlich gebrochen. Normalerweise biegen sich die Schlüssel eher, aber hier hatte sich das Werkzeug regelrecht in zwei Teile zerlegt.

 

Als wir uns den Schlüssel genauer anschauten, stellten wir fest, dass es sich nicht um das Markengerät handelte, das wir sonst nutzten. Unser Werkzeughändler hatte uns hier ohne Absprache ein Billigmodell für gerade mal 15 Euro anstelle des gewohnten, etwa 100 Euro teuren Markenschlüssels geliefert. Nachdem ich ihn kontaktiert und ihm den Vorfall geschildert hatte, entschuldigte er sich mehrfach und versprach Besserung. Für uns war klar: Sicherheit geht vor, und das Wohl meiner Mitarbeiter und auch meines eigenen darf nie aufs Spiel gesetzt werden.

 

Dass mir bei dem Sturz nichts passiert ist, verdanke ich wohl meinem Schutzengel – nur wenige Millimeter entfernt hätte mein Kopf die harte Werkbankkante getroffen. Ein kleines Missgeschick, das uns jedoch die Gefahren und die Bedeutung von Qualitätswerkzeugen in der Hydraulik wieder deutlich vor Augen geführt hat. Auch wenn es bei der Hydraulik nicht immer um hohe Drücke geht, ist Vorsicht und Umsicht gefragt.

 

Solche Geschichten und viele andere Erlebnisse aus unserer ehemaligen Werkstatt und unter anderem mit meinen Azubis findet ihr in meinem Buch:

 

Der kleine innovative Hydrauliker. ISBN Hardcover: 978-3-347-97742-6

 

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